Ankommen
Damit Schulanfänger und Klassenlehrkräfte sich in Ruhe kennenlernen und zueinander finden können, haben wir uns für den Anfang einen besonderen Stundenplan ausgedacht.
Alle Kinder haben in den ersten vier Wochen einen reduzierten Stundenplan: jeden Tag von der ersten bis zur dritten Stunde. Für die vierte Stunde werden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt, A und B. Immer nur die Kinder einer dieser Gruppen bleiben bis zum Ende der vierten Stunde. Für den Freitag erhalten immer unterschiedliche Kinder eine Extra-Einladung. Dieses „Model der halben Klasse“ hat den Vorteil, dass die Klassenlehrerin viel mehr Zeit für die einzelnen Schulneulinge aufbringen kann, um sie bei der Eingewöhnung in das neue System zu unterstützen. In den halben Gruppen werden z.B. Schulrundgänge gemacht, Toiletten, Schulhof, Turnhalle, Lehrerzimmer, Sekretariat und Schulleitung besucht. Organisatorische und methodische Abläufe und Regeln werden eingeübt: Rhythmisierung des Vormittags, Gestaltung der Frühstückspause, Verhalten im Schulgebäude und in der Hofpause, wo werden welche Materialien aufbewahrt, wie heftet man etwas ab, sich melden ... Während der ersten vier Wochen wird außerdem die u. g. Schuleingangsdiagnostik durchgeführt.
Rituale
Morgenkreis
Der Sitzkreis am Morgen kennzeichnet den gemeinsamen Beginn der Arbeit. Die Kinder versammeln sich auf Bänken in einem Kreis. Als Ritual wird jeden Tag der Tagesplan besprochen und mit Symbolkarten an der Tafel visualisiert. Der Sitzkreis bietet die Möglichkeit des gegenseitigen Erzählens und Austauschens. Neue Spiele, Materialien und Lerninhalte können eingeführt werden.
Klassendienste
Die Kinder übernehmen von Anfang an stolz kleine Aufgaben für die Gemeinschaft. Immer zu zweit melden sie sich wochenweise zum Tafel-, Austeil-, Kalender-, Ordnungs- oder Altpapierdienst.
Frühstück
Nach der Hofpause freuen sich alle auf das gemeinsame Frühstück. Auf Süßigkeiten wollen wir hierbei verzichten! Immer wieder lobt die Lehrerin besonders gesundes und abwechslungsreiches Frühstück der Kinder, so dass sich schon bald ein Bewusstsein dafür entwickelt, was uns gut tut und gesund ist.
Vorlesezeit
Bis zum vierten Schuljahr lieben die Kinder es, wenn ihnen etwas vorgelesen wird. Im ersten Schuljahr liest die Lehrerin besonders oft vor, z. B. während der Frühstückspause und in regelmäßigen Vorlesezeiten aus ausgewählten Kinderbüchern.
Schuleingangsdiagnostik
Um die Lernausgangslage eines jeden Kindes bei Schuleintritt genau festzustellen, haben wir ein Diagnoseverfahren entwickelt, das wir mit Unterstützung des Pädagogikkurses des Schwelmer Gymnasiums innerhalb der zweiten und dritten Schulwoche durchführen. Die Schulanfänger durchlaufen hierbei verschiedene Stationen, an denen sie spielerisch und in eine Geschichte eingebunden, Aufgaben aus allen Wahrnehmungsbereichen sowie den Bereichen Sprache und Mathematik lösen. Die Durchführung der Diagnostik erfolgt in der Regel in den Randstunden mit der halben Klasse. Je zwei Gymnasiasten beobachten und protokollieren, während die Klassenlehrerin die Kinder bei der Lösung der Aufgaben anleitet. Die Ergebnisse der Diagnose werden den Eltern zeitnah in einem ersten Beratungsgespräch mitgeteilt und erläutert. Die eventuell nötige Förderung kann in den Bereichen Motorik, Koordination und Wahrnehmung sehr gut in den Sportunterricht integriert werden, werden aber auch als Übungen für zu Hause empfohlen. Die Fördermaßnahmen im sprachlichen und mathematischen Bereich können teilweise im offenen Unterricht (z. B. im Tagesplan) umgesetzt werden, werden aber ebenfalls z.T. als Übungen für zu Hause aufgetragen. In besonders schwerwiegenden Fällen schlägt die Klassenlehrerin weitere außerschulische Maßnahmen, wie z.B. Ergotheapie o.ä. vor.
Schreiben und Lesen lernen
Im Deutschunterricht arbeiten wir mit dem Unterrichtswerk ZEBRA und den dazugehörigen Buchstabenheften PLUS.
In den ersten Schulwochen liegt der Schwerpunkt zunächst darauf, allen Kindern die Fähigkeit zu vermitteln, die Strukur der gesprochenen Sprache zu erkennen und sie in ihre lautlichen Einheiten zu gliedern. Sie lernen, gehörte Sprache in Silben und Laute zu zerlegen und diese bewusst wahrzunehmen. Dies geschieht sehr spielerisch, z. B. durch das Finden von Reimen, durch Anlautspiele, das Untersuchen und Vergleichen der Kindernamen der Klasse, das Singen des ZEBRA-Raps usw. Zu diesem Zeitpunkt wird auch die Schreibtabelle eingeführt, mit deren Hilfe die Kinder eigenaktiv grundlegende Einsichten in die Buchstaben-Laut-Beziehung gewinnen und schon bald anfangen, erste eigene Wörter zu schreiben. Im Laufe des Schuljahres bieten sich regelmäßig offene Schreibanlässe, die die Kinder motivieren, erste kleine Texte mit Hilfe der Schreibtabelle zu verschriften.
Parallel hierzu werden die Buchstaben im Buchstabenheft in einer festgelegten Reihenfolge eingeführt und vertiefend erarbeitet. Nach Übungen zur Schreibmotorik folgen Übungen zur optischen und akustischen Diskriminierung und zum freien Schreiben. Die Übungen sind für jeden Buchstaben gleich, so dass die Kinder sehr schnell selbständig in ihren Buchstabenheften arbeiten können. Die Übungen sind außerdem dreifach differenziert, so dass jedes Kind nach seinem Vermögen arbeiten kann. Der „Buchstabe der Woche“ wird besonders gewürdigt. Er hat im Klassenraum einen eigenen Tisch, auf dem Gegenstände gesammelt werden, die diesen Anlaut haben. Zu ihm wird gebastelt, geknetet, gemalt, gefühlt, gesungen ...
Und das Lesen?
Im Unterricht lernt das Kind zunächst das Schreiben, nicht das Lesen. Auch wenn die Kinder schon routiniert mit der Schreibtabelle umgehen, können sie meist ihr geschriebenes Wort nicht selbst lesen. Das Verschriften beinhaltet eine ständige indirekte Aufforderung zum Lesen, wenn das Kind überprüfen möchte, welche Buchstaben es schon geschrieben hat. Wenn das Kind beginnt, eigene Wörter zu verschriften, ist ihm der Sinn des Wortes bekannt, aufgrund dessen wird der Überprüfungsvorgang auch nicht bewusst als Lesen empfunden. Deshalb erleben die Kinder oftmals ganz bewusst, wann das Lesen für sie ein willentlich möglicher Vorgang ist und sie Wörter, deren Sinn sie vorher nicht kannten, plötzlich „entziffern“ können. Manche Kinder werden es dann stolz so formulieren: Ich habe heute das Lesen gelernt!
Sobald ein großer Teil der Klasse in der Lage ist, Buchstaben „zusammenzuziehen“, bekommen die Kinder differenzierte Lesehausaufgaben auf, um das Lesen zu trainieren.
Und die Rechtschreibung?
Schon in den ersten Wochen lernen die Kinder die erste von sechs Rechtschreibstrategien: sprechen-hören-schwingen. Im Laufe des Schuljahres werden die weiteren Strategien, die sich an der FRESCH-Methode (Freiburger Rechtschreibschule) orientieren, systematisch erarbeitet.
Sobald die Kinder die Lesetechnik verstanden haben, erhalten sie in regelmäßigen Abständen einen Lernwörterplan. Dieser enthält zunächst nur wenige einfache Wörter, die anhand immer gleicher Übungen trainiert werden bis sie rechtschriftlich sicher beherrscht werden. So wird schon ab dem ersten Schuljahr ein Grundwortschatz aufgebaut.